Autorenleben
Vor einiger Zeit habe ich ein Buch veröffentlicht. So aufregend der gesamte Prozess, also das Schreiben bis hin zur Veröffentlichung auch war, der Widerhall in der Gemeinde der potenziellen Leser lässt sich mit einem Wort beschreiben: dürftig.
Deshalb nutzte ich vor ein paar Tagen auf dem Flughafen – ich wollte einen alten Schulfreund abholen – die unvermeidliche Wartezeit, um die Menschen mit der Kamera einzufangen. Ein Buchtrailer, in dem Menschen hektisch umherwuseln, sollte treffend die Stimmung des Protagonisten widerspiegeln und eine gute Werbung für das Buch sein. Ich hatte, vor Kreativität überquellend, auch noch einen Sonnenuntergang und mich, den Autor, in verschiedenen Aufnahmen geplant.
Also filmte ich während des Wartens betont unauffällig zweimal eine Minute lang die Massen. Drei Minuten nach den Aufnahmen, ich kam gerade zufrieden mit Eis und Cola aus einem Kiosk, hielt mir jemand einen Ausweis direkt vor die Nase. Vor mir standen drei junge Frauen in zivil: Polizei.
Sie: »Tschuldigung, Polizei. Könnten wir einmal ihren Ausweis sehen?«
»Ach, tatsächlich?«
Ich (irritiert, mit dem Einkauf im Arm und von der Situation etwas überfordert): »Ja, Moment.«
Ich drehte mich zur Seite und suchte eine Möglichkeit das Eis und die Cola abzustellen. Die drei Damen (sie vermuteten einen Fluchtversuch?) wechselten sofort ihre Position und stellten sich mir in den Weg. Ich zeigte ihnen meinen Einkauf und erläuterte meine Absichten, und eine der Damen wies mich an, den Kram auf einem Papierkorb abzustellen.
Ich (umständlich, ein wenig nervös die Sachen abstellend und den Ausweis hervorkramend): »Weil ich gefilmt habe, hm?«
Sie: »Ja, vielleicht?»
Ich (abwiegelnd): »Okay, zweimal eine Minute …«
Sie (meinen Ausweis studierend): »Was machen Sie hier? Sie sind einfach nur mal so am Flughafen und filmen?«
Ich: »Nein, nein! Ich hole jemanden ab. Der Flieger soll um …« Umständlich kramte ich mein Telefon aus der Tasche, suchte die nötige Information und zeigte sie ihr.
Sie: »Sie wissen schon, dass Sie zum Filmen eine Genehmigung brauchen, oder?«
Ich (ganz überrascht): »Ach, tatsächlich?«
Schokolade fiel auf den Boden
Sie antwortete mir nicht und gab über ein Walkie-Talkie meine Personendaten durch. Die anderen beiden Damen musterten mich. Peinlicher Moment. Ich nahm das Eis (bekannte Sorte: Mandel), packte es aus und biss ab. In diesem Moment gab mir die Polizistin meinen Ausweis zurück und Schokolade fiel auf den Boden. Mit dem Eis im Mund steckte ich meinen Ausweis wieder ein.
Sie (gegen mich lag nichts vor): »Gut, das war es. Noch einen schönen Tag.«
Ich (mit vollem Mund): »Oh, vielen Dank!«
Sie: »Wenn Sie weiterhin filmen wollen, brauchen Sie aber eine Genehmigung.«
Ich (ganz unwissend): »Oh, danke, aber Moment bitte. Ähm, wenn ich filmen will, egal für was, brauche ich eine Genehmigung?«
Sie: »Wenn Sie kurze, private Aufnahmen machen, dann ist das kein Problem. Wenn Sie die Aufnahmen veröffentlichen wollen, dann schon.«
Die drei Damen drehten sich wortlos um und gingen. Hilflos sah ich mich um und fühlte eine Unzahl an misstrauischen Blicken und dutzende Kameras auf mich gerichtet. Von der Polizei auf einem Flughafen kontrolliert. Ich verließ schnell das Flughafengebäude. Das Projekt Buchtrailer verlor nach und nach seinen Reiz.